Die Zeitschrift Manager Magazin veröffentlichte im Februar 2001 erstmals eine Rangliste der 100 reichsten Deutschen. Inzwischen kommt jährlich im Oktober eine Spezialausgabe zu den 500 reichsten Deutschen auf den Markt. Doch nun hat die Zeitschrift Konkurrenz bekommen. Das Schweizer Wirtschaftsmagazin BILANZ, das seit 25 Jahren ein Ranking der reichsten Schweizer veröffentlicht, hat seit April 2014 einen „Ableger“ in Deutschland. In der September-Ausgabe der deutschen BILANZ werden nun die 500 reichsten Deutschen auflistet. Damit kommt die im Springer-Verlag erscheinende Zeitschrift dem Manager Magazin um einen Monat zuvor. Interessant ist in diesem Zusammenhang,
dass sowohl BILANZ-Herausgeber Arno Balzer als auch Chefredakteur Klaus Boldt bis 2013 beim Manager Magazin in leitender Funktion tätig waren. Boldt verantwortete dort auch das Sonderheft „Die 500 reichsten Deutschen“. Die Printausgaben der deutschen BILANZ können nicht einzeln im Zeitschriftenhandel erworben werden. Vielmehr handelt es sich um eine Beilage der Zeitung DIE WELT, doch wer die verpasst hat, kann sich das Exemplar als E-Version downloaden.
Schaefflers vor den „ALDIs“
Das Reichen-Ranking von BILANZ ist ähnlich aufgemacht wie sein Pendant beim Manager Magazin. Interessant sind aggregierte Kurzinformationen wie etwa die reichsten Berliner, Frankfurter, Münchner, die reichsten Europäer, die reichsten Männer, die reichsten Frauen. Oder aber nach Wirtschaftszweigen die mächtigsten Drogeriehändler, die größten Autovermieter, Brauereien und anders mehr. Was das Vermögen der Einzelnen angeht, so gibt es Aufstufungen, Abstufungen, Neuzugänge und Abgänge, doch ein Großteil der Vermögenszahlen bewegt sich in der Größenordnung wie beim Manager Magazin. An der Spitze des BILANZ-Rankings stehen nicht die „Aldis“, die Familien der verstorbenen Albrecht-Brüder, sondern Maria Elisabeth Schaeffler und ihr Sohn Georg Schaeffler. Es wird spannend werden, das nächste Ranking der 500 reichsten Deutschen des Manager Magazins mit dem der BILANZ zu vergleichen.
Thema Reichtum wird enttabuisiert, aber Philanthropie-Rankings fehlen noch
Die Veröffentlichung von Reichen-Ranglisten ist sinnvoll, auch wenn die Aufgelisteten die Zahlen gelegentlich anzweifeln. In unserer Gesellschaft ist es unüblich, darüber reden, wie viel man verdient und besitzt. Selbst in vielen Familien wird nicht offen mit dem Thema Geld offen umgegangen. Sobald es darum geht, die eigenen Einkommens- und Vermögensverhältnisse wirklich offen zu legen, wird das Thema Geld zum Tabu. Reichen Rankings tragen dazu bei, das Thema Reichtum zu enttabuisieren, Vermögende erhalten menschlicher Gesichter. Was allerdings noch hierzulande fehlt, sind Rankings über die getätigten Mega- und Großspenden. Zwar wird das Thema des philanthropischen Engagements der Einzelnen sowohl in der BILANZ als auch im Manager Magazin bei dem einen oder der anderen Vermögenden erwähnt, doch ein jährlich fortgeschriebenes Ranking über Millionenspenden wie in den USA gibt es bislang nicht. Dort gehört es für viele Vermögenden zum guten Ton, auch in diesen Rankings zu erscheinen.
Nützlich für das Großspenden-Fundraising
Die Publikation von Reichen-Rankings hierzulande ist für das Großspenden-Fundraising hilfreich, allerdings nicht in der Weise, dass diese einfach mal angeschrieben und um eine Spende gebeten werden (was schon vorgekommen sein soll). Es handelt sich um eine Pflichtlektüre für jeden Großspenden-Fundraiser und jede Großspenden-Fundraiserin. Es ist wichtig, die Entwicklungen der Welt der Vermögenden zu verfolgen und auch die Personen im Blick zu haben. Aufschlussreich ist auch die Tatsache, dass eine ganze Reihe der Reichsten in mehreren Rankings auftauchen (wie Deutschland, Schweiz oder Österreich). In der Praxis sind Reichen-Rankings ein Mosaikstein bei den Spenderrecherchen, auch was mögliche Anknüpfungspunkte angeht. Ohne einen persönlichen Zugang (Türöffner) und einen maßgeschneiderten Beziehungsaufbau läuft bei den Megareichen in der Regel gar nichts.